Die BOer-Jahre
Erstaunlich ist die Toleranz der CD-Player gegenüber Verschmut-
zung: diesen Störkeil akzeptiert der Philips bis zur Hälfte
nach hätte der Laserstrahl die
Spitze des Keils nach rund
zwei Minuten Spielzeit schon
erreicht haben müssen. Doch
auch nach zehn Minuten war
beim Philips-Player noch nicht
einmal die geringste klangliche
Veränderung wahrzunehmen.
Nach sage und schreibe 21
Minuten geschah es endlich:
Der
CD-Spieler von
Philips
schaltete für kurze Augenblik-
ke einfach stumm. An dieser
Stelle war der Keil schon 4,5
Millimeter breit - wer hat schon
je ein solches Staubkorn ge-
sehen?
Das gleiche Experiment wie-
derholten wir beim Hitachi DA-
1000. Doch der setzte schon -
noch
dazu
von
häßlichen
Knacksern begleitet - nach et-
wa fünf Minuten Spielzeit aus,
einer Keilbreite von zwei Milli-
metern
entsprechend.
Hier
könnte also schon noch etwas
getan werden.
Philips: Höhenschlag
kein Problem
Gerüchten nach sollte die
Compact-Disc auch empfind-
lich auf Höhenschlag reagie-
ren. Wenige Zehntel Millimeter
würden da für eine Störung
schon ausreichen. Noch auf
der hifivideo in Düsseldorf führ-
te uns ein Hersteller - fast mit
ein wenig Schadenfreude - ei-
ne CD mit geringem Höhen-
schlag auf seinem gerade zur
Messe fertiggestellten Proto-
typ vor: der Player reagierte mit
wild flackernder Anzeige und
fortwährendem
Stumm-
schalten.
Wir präparierten also eine
Compact-Disc auf einen defi-
nierten Höhenschlag von rund
eineinhalb Millimetern am Au-
ßenrand. Da die CD von innen
nach außen abgetastet wird,
nahm der Höhenschiag wäh-
rend des Abspielens von eini-
gen Zehntel Millimetern am Be-
ginn bis zum maximalen Hö-
henschlag am äußeren Rand
zu. Während sich der Philips-
Spieler an keiner Stelle der
Platte irritieren ließ, schaffte
der Hitachi weniger als die
Hälfte der Spielzeit, bis er sich
wieder mit seinen Knacklauten
„meldete". Er akzeptiert also
nur etwa den halben Höhen-
schlag. Also auch hier gilt: das
Problem liegt mehr bei den Ab-
spielgeräten und weniger bei
den Platten.
Was Ist anders an
d e r C om pact-D iscf
Die herkömmliche Schall-
platte hat eine Rille. Die
Verformungen dieser Ril-
le sind das genaue Abbild
des elektrischen Signales
beim Schneidvorgang -
zumindest
theoretisch.
Bei
der
Wiedergabe
„fährt“ eine winzige Nadel
die
Rillenau8lenkungen
ab; diese rein mechani-
sche Bewegung erzeugt
im
Tonabnehmersystem
wieder
eine
elektrische
Spannung. Aus verschie-
denen Gründen hat man
vor dem Schneiden der
Schallplatten-Matrize den
Frequenzgang verändert,
was bei der Wiedergabe
im
Entzerrerverstärker
wieder
ausgeglichen
wird.
Jede noch so geringe
Unregelmäßigkeit
beim
Schneiden, Pressen oder
Abspielen der Schallplat-
te
verändert
das
ur-
sprüngliche Signal - wird
also
beim
Musikhören
stören. Bei der Compact-
Disc ist dies anders. Hier
wird
das
Musiksignal
schon bei der Aufnahme
im Studio in kleinste Zeit-
abschnitte unterteilt. Die-
se sind so kurz, daß sich
innerhalb eines Abschnit-
tes das Signal nicht hör-
bar verändert. Mit Hilfe ei-
nes Rechners drückt man
nun die Signalhöhe jedes
einzelnen Abschnittes als
„binäre“ Zahl, das heißt
also „digital“ nur mit den
Zittern „Null“ und „Eins“
aus. Solche Zittern lassen
sich nämlich sehr leicht
auf eine Platte übertra-
gen;
beispielsweise
In
Form von Vertiefungen in
der Oberfläche: keine Ver-
tiefung = Null, Vertiefung
= Eins. Da zur Übertra-
gung von Musik keine Un-
menge „Nullen“ und „Ein-
sen" erforderlich ist, wer-
den die Vertiefungen win-
zig klein.
Aus
der
geschützten
und verspiegelten Ober-
fläche der Compact-Disc
liest ein Laserstrahl die
„Nullen“
und
„Einsen“
heraus, die dann wieder
Im „Digital-Analog-Wand-
ler“ in Musik zurückge-
wandelt werden.
Vorteil: Es muß schon
eine kräftige Störung vor-
handen sein, damit der
Laser
nicht
mehr
zwi-
schen Null und Eins un-
terscheiden kann. Außer-
dem
lassen
sich
noch
einige geschickt gewählte
„Nullen“
und
„Einsen“
mit übertragen, so daß
selbst bei massiver Stö-
rung
die
ursprüngliche
Zahlenfolge
wieder
be-
rechnet werden kann. Das
Ergebnis ist eine völlig
störungsfreie
Musikwie-
dergabe, die auf die anfäl-
ligen
elektromechani-
schen Wandler, Schneid-
stichel und Tonabnehmer
verzichten kann.
Vorsprung
konstruktiv bedingt?
Dieser erste Versuch eines
Vergleiches
zwischen
CD-
spielern zeigt, daß es auch im
digitalen Zeitalter noch Unter-
schiede geben wird - und diese
müssen nicht unbedingt nur in
der
Störanfälligkeit
liegen.
Doch gerade hier sind die Plus-
punkte von Philips möglicher-
weise auf besondere konstruk-
tive Details zurückzuführen. Da
gibt es zunächst die laut Philips
bisher einzigartige Schaltungs-
variante zur Umwandlung der
digitalen Information zum ur-
sprünglichen
Musiksignal.
Während diese normalerweise
mit etwa 44 Kilohertz aus der
Platte unmittelbar dem Digital-
Analog-Wandler
zugeführt
werden, fügt Philips noch einen
Zwischenschritt ein. Die Wei-
terverarbeitung findet nämlich
zunächst mit der Frequenz von
176 Kilohertz in einer Art digita-
lem Filter statt. Hier wird ein
gewichtetes Mittel aus einer
größeren Zahl von Abtastwer-
ten gebildet. Als wesentlicher
Vorteil dieser Schaltung ergibt
sich die Einsparung eines ex-
trem steilflankigen Filters, das
sonst zur Unterdrückung der
Störsignale auf Grund der Ab-
tastfrequenz von 44 Kilohertz
erforderlich ist.
Und noch ein konstruktives
Detail
zeichnet den
Philips-
Player aus: Der Laser ist nicht
auf
einem
relativ
schweren
Schlitten montiert, sondern auf
einem sehr leichten,
kurzen
Dreharm. Zusätzlich kann der
Laser auch noch in vertikaler
Richtung schnell bewegt wer-
den. Darauf ist wohl in Verbin-
dung mit einem guten Servosy-
stem die gutmütige Reaktion
auf
Plattenverwellungen
zu-
rückzuführen.
Der erste Test mit CD-Spie-
lern hat gezeigt: Die Compact-
Disc überzeugt durch praktisch
nicht mehr hörbare Störgeräu-
sche und geringe Anfälligkeit
gegen
eine
verschmutzte
Oberfläche. Die Abspielgeräte
können sich in ihrer „Toleranz“
gegenüber
Störquellen
wie
Staub oder Plattenschlag, aber
auch in Komfort und Ausstat-
tung doch recht deutlich unter-
scheiden. Inwieweit auch noch
hörbare
Klangunterschiede
existieren,
werden wir dem-
nächst ebenfalls klären.
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30 JAHRE STEREO
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